Bildungssysteme werden regelmäßig reformiert – doch wie sieht es mit der beruflichen Weiterbildung aus, welche Neuerungen gibt es?
Neue Technologien, Digitalisierung und eine vernetzte Welt, all diese Schlüsselbegriffe sind keine revolutionären Konzepte mehr, sondern in den letzten Jahren vollständig in unserem Berufsleben verankert worden. Wie hat die Weiterbildungsbranche sich dadurch verändert? Welche Konsequenzen haben veränderte Arbeitsbedingungen auf den Weiterbildungsmarkt? Und welche Trends haben wirklich Bestand und sind nicht nur kurzfristigen Phänomene?
Theorie oder Praxis?
Selbstverständlich muss theoretisches Wissen vermittelt werden, um in der Berufspraxis erfolgreich sein zu können. Das gesamte Schulsystem basiert auf Lehrplänen, die zum Ziel haben allen Schülern gleichermaßen Wissen zu vermitteln, das Sie auf Ihr Berufsleben vorbereitet. Doch es lässt sich, vor allem in der beruflichen Weiterbildung, eine Tendenz beobachten, die den Schwerpunkt eher auf Praxis als Theorie legt. Wie das funktioniert?
Durch Kompetenzvermittlung anhand echter Beispiele aus dem „wahren Berufsleben“, durch Praxisphasen und interaktive Reflektion und Anwendung des gelernten Wissens, durch die direkte Übertragung der Lerninhalte auf den Beruf, oftmals schon am nächsten Tag.
Arbeitnehmer haben durch berufliche Netzwerke wie Xing oder LinkedIn realistischere Möglichkeiten Karrierewege von Kollegen aus der Branche zu verfolgen und sich aktiver auszutauschen, auch mit Kontakten, die komplett über das Internet geknüpft wurden. Theoretische Konzepte werden durch den verstärkten Austausch mit Experten lebendiger.
Microlearning, Agile Learning, Gamification?
Viele Konzepte werden zunächst aus dem englischen Sprachraum „importiert“, bevor sie allgemeingültig in das deutsche Vokabular aufgenommen werden. Dies ist auch in der Weiterbildung der Fall, ein Beispiel hierfür ist das sogenannte „Microlearning“, im Deutschen „Mikrolernen“ genannt, was schlicht ein anderer Begriff für das Lernen in kleinen Lerneinheiten ist. Digitale Medien haben im breiten Schnitt der Bevölkerung in den vergangenen Jahren eine bedeutende Veränderung in den Lesegewohnheiten hervorgerufen, die sich auch auf Lernprozesse auswirken. Beim Scrollen durch die Nachrichten, den LinkedIn-Feed oder ebenso Fachlektüre, werden Inhalte in wenigen Minuten überflogen und das Gehirn speichert wichtige Fakten und Fragmente ab, die in einem nächsten Schritt beim traditionellen Lernen intensiver wiederholt und internalisiert werden.
„Agiles Lernen“ ist mit dieser Methode verwandt, und umschreibt eine Praxis, die aus dem Projektmanagement und der sogenannten Scrum-Methode abgeleitet wurde, und sich durch schnelle Anpassungen an veränderte Gegebenheiten ausdrückt.
„Gamification“ wiederum ist gleichbedeutend mit „Serious Gaming“, einem Trend, der Lernen spielerisch gestaltet.
Die Vielfalt der Bildungslandschaft
Berufliche Weiterbildung ist vielfältiger geworden. Inhalte haben sich technologischen Innovationen angepasst und Methoden wurden den Bedürfnissen der Studierenden entsprechend verändert.
Blendend Learning, die Kombination aus Präsenz- und Fernkursen, ist bei immer mehr Bildungsanbietern verfügbar, um der Mobilität der Arbeitnehmer von heute entgegen zu kommen.
Berufsintegrierende und berufsbegleitend duale Studiengänge sind auf dem Vormarsch, da sie Arbeitnehmern flexible Lösungen der Weiterbildung bieten.
Problemlösungen „on demand“ werden durch YouTube Tutorials zu dringenden Fragen schnell gefunden, stellen aber langfristig gesehen keine wahre Alternative zu einer tiefgreifenden Weiterbildung dar. Persönlichkeitsmerkmale wie Offenheit und Lernkompetenz sind bei Personalchefs immer gefragter und wurden in die Reihe der wichtigsten Soft Skills aufgenommen – eine Tatsache, die Arbeitnehmer aufhören lassen sollte.